## Meine 5 größten Fehler als Autor und was ich daraus gelernt habe +d Donnerstag, 11. Juli 2024 Heute erfährst du, was ich als Autor schon verbockt habe, was ich daraus gelernt habe und was du machen kannst, um nicht dieselben Fehler zu begehen. Vor gut 9 Jahren habe ich meinen ersten Roman veröffentlicht, zwei weitere folgten, und jede Veröffentlichung bringt viele Möglichkeiten, dazuzulernen. Manche dieser Fehler können alle Schreibenden treffen, manche primär Fantasy-Autoren. **Diesen Artikel gibt es auch als Video:** y(https://www.youtube.com/embed/y2_TusgCnBU?si=qv93ZbDIzZ7yHIpx) Also, fangen wir an: ### Die Worldbuilding-Keule Du hast diese großartige, unvergleichliche Welt geschaffen. Sie ist voller Geschichte, Götter, großen Helden und gefährlichen Kreaturen. Natürlich willst du, dass auch die Lesenden begreifen, wie absolut abgefahren deine Welt ist. Außerdem sollen sie sich ja auch gleich zurechtfinden und alle nötigen Infos vor sich haben. Also schwingst du regelmäßig die Worldbuilding-Keule und schmeißt mit Infos um dich. So habe ich es anfangs in Der Spiegel von Echenon getan. In der ersten Fassung war noch ein circa zehn-seitiger Prolog vorhanden, der die Welt Falensia samt seiner Schöpfungsgeschichte beleuchtete, vom Götterkrieg und all den Göttern sprach und so weiter und so fort. Aber mach das bitte nicht. Das führt genau zu einer Sache: Überforderung. Ich habe zum Glück noch vor der Veröffentlichung begriffen. Der Prolog wurde gestrichen und das Worldbuilding häppchenweise eingeflochten. Die meisten Götter waren auch für die Story irrelevant. Ich bin sehr froh, da rechtzeitig selbst draufgekommen zu sein. Das war, als wäre zu Beginn eines jeden Buchs die Zusammenfassung der Bibel, damit man versteht, warum die heute Welt ist, wie sie ist. Klar hängt es irgendwie zusammen, aber eigentlich ist es unnötig. Dieser Fehler ist natürlich vor allem gefährlich für Fantasy-Schreibende, aber Worldbuilding gibt es auch außerhalb der Fantasy. Die einfache Lösung hierbei ist folgende: Führe nur ein, was jetzt gerade wichtig ist. Alles andere kann man anders einweben. Das folgende Problem ist ein ähnliches. ### Zu viele Charaktere zu früh einführen Stell dir vor, du fängst ein neues Buch an und auf jeder Seite begegnen wir neuen Charakteren, manche werden nur namentlich genannt und andere kommen im ganzen Buch kein einziges Mal mehr vor. Es gibt wenig so Anstrengendes wie gleich zehn Charaktere im ersten Kapitel kennenzulernen. Wie zuvor erwähnt, gab es einen Prolog in Der Spiegel von Echenon. In dem wurden so viele Charaktere und Götter eingeführt, dass sich kein Mensch etwas merken konnte. Was ist die Lösung für dieses Problem? Hierbei muss man sich einfach überlegen, welche Charaktere wirklich wichtig sind. Können sie vielleicht auch problemlos später auftauchen? Sind sie überhaupt für die Story relevant oder können sie komplett gestrichen werden. Vielleicht kann man aus zwei Charakteren auch einen machen. Das habe ich zum Beispiel in Die Saat von gestern mit Buttermilch-Jasmin gemacht. Zuvor war sie nur eine Randfigur und wurde schließlich mit Frau Haas verschmolzen, weil die einfach ein viel zu flacher Charakter war. Und hier passte es perfekt. Man kann sich also generell immer fragen: Sind diese Charaktere hier wirklich wichtig, müssen es generell so viele sein oder kommen wir auch mit weniger aus? Ich würde sagen, je weniger, desto besser. ### Zu wenig Konflikte Stell dir vor, du liest eine Geschichte, bei der alles für den Protagonisten wie geschmiert läuft. Er geht von A, nach B, nach C, ohne Umschweife. Das ist berechenbar. Das ist langweilig. Eine Geschichte lebt von Konflikten. Inneren wie äußeren. Dieser Punkt ist ein sehr persönlicher für mich, da er dazu führte, dass ich mein derzeitiges Schreibprojekt für viele Jahre liegen lassen musste. Ich schrieb vor mich hin und im Prinzip passierte sehr interessantes Zeug, aber es fühlte sich einfach nicht stimmig an. Ich habe lange gebraucht, bis ich auf den Grund kam, da ich das Problem nicht einmal in Worte fassen konnte. Ich wusste nicht, warum die Story nicht packend genug war. Das Problem war, auf das ich viel zu spät gekommen bin, dass die Story zu wenig Konflikt hatte. Die Gruppe musste zwar Hindernisse überwinden, aber die wurden halt einfach überwunden. Es passierte zwar immer wieder etwas dazwischen, aber es war nichts Weltbewegendes. Sobald ein Problem auftauchte, war schon die Lösung da. Richtige Rückschläge gab es kaum. Nun gehen sie nicht von A nach B, nach C, nach D, nach E. Sondern von A nach E, scheitern, müssen doch erst B machen, schaffen es dadurch nach D, scheitern, schlittern hinab nach C, wo das Geheimnis um E gelüftet wird und sie es endlich schaffen. So in etwa. Retrospektiv betrachtet ist diese Analyse ganz einfach, aber damals hat mich das ewig aufgefressen. Die Lösung des Problems? Entweder die Geschichte besser plotten (ich plotte sehr wenig, muss ich gestehen), oder einfach denken: Was wäre ein möglichst schlechtes Ergebnis? Was würde das Ganze spannender machen? Die Figuren sollen ruhig durch die Hölle gehen und Verluste erleiden, damit am Ende der große Hauptkonflikt sich umso angenehmer lösen lässt. Die Charaktere müssen sich wo rauswurschteln können, sonst ist es auch zum Lesen nicht spannend. ### Das Marketing vernachlässigen Du hast also ein Buch veröffentlicht. Glückwunsch. Jetzt ist deine Reise vorbei und du kannst dich endlich dem nächsten Buch widmen. Mundpropaganda erledigt den Rest. Du armer Narr. Zu erwarten, dass dein Buch von selbst gefunden wird, ist wie ein Ei an einem anderen Tag als zu Ostern zu verstecken: Es sucht keiner danach, weil keiner weiß, dass es etwas gibt. Und selbst wenn, bis das Ei gefunden wird, ist es verfault – oder der Falsche hat es gefunden. (Gut, ein Buch verfault nicht, aber taufrisch verkauft es sich am besten.) Denn weißt du was, niemand interessiert sich für dein Buch. Das mag hart klingen. Doch deine Aufgabe, vor allem als Self-Publisher, aber leider auch immer öfter als Verlagsautor, ist es, das Interesse der Leute zu wecken, indem du Werbung machst. Und das ist anstrengend, ermüdend, frustrierend, entmutigend, manchmal demütigend – aber so unfassbar wichtig und unausweichlich … Marketing kann man kostenlos machen – siehe Social Media – oder dafür bezahlen – z. B. über Google Ads oder eine Werbeagentur. Beides ist besser als nichts zu tun. Auf Mundpropaganda zu setzen oder zu hoffen, dass Freunde und Bekannte die Werbetrommel für einen rühren, ist so effektiv, wie einen Lottoschein zu kaufen, um reich zu werden. Vielleicht bringt es etwas, aber im Normalfall nicht. Also, raus mit dir und erzähl der Welt, was für ein tolles Buch du geschrieben hast. ### Das Licht unter den Scheffel stellen Man will nicht als arrogant wirken, weil man etwas außerhalb der Norm getan hat, und – o Gott – sich nicht verletzlich machen, indem man zugibt, etwas so ›Peinliches‹ zu tun wie zu schreiben. Das Problem hierbei ist natürlich, wenn du eher ein zurückhaltendes Kerlchen bist wie ich, das sein Licht gerne unter den Scheffel stellt, dann wirst du schwer andere von dir und deinem Buch überzeugen können. Vor allem, wenn du selbst nicht daran glaubst, dass dein Buch tatsächlich gut ist. Selbst wenn wildfremde Leute behaupten, dass sie es toll finden, glaubst du noch immer nicht dran und erzählst auch niemandem, Autor zu sein. Das ist auch der Grund, warum ich als Vincent Theodor Thomas mein erstes Buch veröffentlicht habe und nicht unter meinem Echtnamen, wie meine Anti-Krimis. Das ist ein Fehler. Steh dazu. Du schreibst. Das ist nichts Peinliches, das ist wunderbar. Selbst wenn du dich während des Schreibens deines ersten Romans noch nicht so bezeichnen möchtest, spätestens ab der Veröffentlichung solltest du dazu stehen, wer du bist: ein Autor, eine Autorin. Das ist etwas, das man lernen muss – zu sich selbst stehen und für sich selbst einstehen. Es bedarf einiges an Mut, sein Innerstes nach außen zu kehren und Leuten zu präsentieren. Aber ohne Angst gibt es keinen Mut, also schau ihr in die Augen und zeig die Zähne. Es passiert nichts Schlimmes. Und wenn doch jemand einen blöden Kommentar abgibt, dann ignoriere es. Neid und Missgunst sind grässliche Viecher, die wir nicht an uns ran lassen. Die haben die Krätze 😉 ### Ende So, das war’s für heute. Ich hoffe, dieser kleine Ausflug in meine eigenen Fehler helfen euch etwas. Ich wünsch euch was. Passt auf euch auf, wir sehen uns. --- [**Permalink**](/blog/2024/07/meine-5-groessten-fehler-als-autor/) +c [2](/blog/?category=2), [10](/blog/?category=10)